Neid – deins ist besser als meins!

In diesem Beitrag geht es um das Gefühl “Neid”. Darum was Neid ist, wie man ihn nutzen kann und wie man ihn ablegen kann.

Was ist Neid?

Neid ist ein eher unangenehmes Gefühl, das entsteht wenn wir etwas haben möchten, das jemand anderes hat – und zwar WEIL es der andere hat. Anders als Eifersucht, welche entsteht, wenn wir befürchten das uns etwas weggenommen wird, von dem wir glauben es gehöre uns. Das eine Gefühl schließt das andere jedoch nicht aus.

Neid ist trügerisch. Er gaukelt uns vor, dass es uns besser gehen würde, wenn wir hätten, was andere haben. Neid tut so, als könnte man das eigene Bedürfnis z.B. nach Glück mit den gleichen Dingen erfüllen mit denen es sich andere Menschen erfüllen.

Guter und schlechter Neid

Gefühle sind grundsätzlich erstmal weder gut noch schlecht. Auch wenn die Menschen das immer wieder versuchen – man kann nur schwer kontrollieren was man fühlt. Gefühle haben erstmal auch keinen Sinn oder gar ein bestimmtes Ziel. Wir haben Gefühle nicht, damit sie uns leiten oder dazu bringen, das eine oder andere zu tun. Wir können aber lernen damit umzugehen, also selbst dem Gefühl einen Sinn zu geben. So ist das auch bei Neid.

Es ist nicht “böse” wenn wir neidisch sind. Wenn wir mit dem Neid aber so umgehen, dass wir anderen deswegen etwas wegnehmen sieht die Sache möglicherweise anders aus. Ob Neid nun gut oder schlecht ist, hängt also davon ab, wie wir damit umgehen.

Man ist neidisch auf Dinge, die jemand anderes hat und die man selbst (vielleicht?) gerne hätte. Neid kann also dann nützlich werden, wenn man ihn als Ansporn sieht, diese Dinge ebenfalls zu erreichen. Wer also neidisch auf Menschen mit großen Häusern ist, kann dieses Gefühl nutzen um sich zu motivieren, Dinge zu tun durch die er selbst auch ein großes Haus bekommt. Doof ist es natürlich dann, wenn man hinterher feststellt, dass man eigentlich gar kein großes Haus braucht und das Putzen echt nervig ist. “Schau, wie viel Spass die Leute da mit ihrem Boot haben! – Jetzt will ich ein Boot!”

Manchmal kann man Neid aber nicht nutzen. Es gibt Dinge, die man nicht erreichen kann auch wenn man sie gerne hätte. Vielleicht ist die eigene Persönlichkeit, Lebenssituation oder der eigene Lebensweg einfach nicht geeignet, um das zu haben worauf man neidisch ist. Findet man dann keinen Umgang mit dem Gefühl, kann es einen zerfressen. Man wird missgünstig – im schlimmsten Fall verbittert und verliert durch den Blick auf die Dinge, die andere haben, die Sicht auf die Dinge, die man selbst hat. Andere dürfen dann nichts Gutes mehr haben, das man selbst nicht auch hat, während die Dinge, die man selbst hat nie reichen um zufrieden zu sein.

Wie wird man Neid los?

Man kann lernen damit umzugehen und vielleicht verblasst der Neid irgendwann. Wenn man den Neid nutzen kann, wird man ihn vielleicht los indem man das erreicht, worauf man neidisch ist. Oft ist es aber eher so, dass man dann auf etwas neues neidisch wird. Das Gras (oder das Boot) ist auf der anderen Seite eben immer grüner. Aber deshalb muss man nicht über den Zaun klettern.

Ein Umgang wäre, sich klar zu machen, dass sich Menschen unterscheiden. Im Comic fragt der Neidische: “Warum hast du was, was ich nicht habe?” Die Antwort ist: “Weil ich nicht du bin.” Siehe auch Identität. Natürlich haben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge. Es ist nicht schlimm etwas nicht zu haben, das andere haben (auch wenn manche Werbung uns das weismachen will). Und es ist nicht schlimm etwas zu haben, das andere nicht haben (auch wenn man es damit übertreiben kann).

Wir können von außen meist nur schwer beurteilen, was es für denjenigen der etwas hat oder nicht hat, bedeutet, das zu haben oder nicht zu haben. Deshalb sollte man sehr vorsichtig damit sein, zu versuchen etwas zu erreichen, womit andere scheinbar glücklich sind. Dadurch das man selbst ein anderer Mensch ist, hilft einem diese eine Sache vielleicht gar nicht. So wie bei dem großen Haus oder dem Boot weiter oben im Text. Bevor man also dem Neid nachgibt und sich bemüht das gleiche zu bekommen, sollte man sich fragen, ob man wirklich auf diese Sache neidisch ist oder auf das, was diese Sache mit den Leuten macht. Ein großes Haus macht nicht jeden glücklich – es macht also wenig Sinn sich ein großes Haus zu kaufen, nur weil es andere glücklich macht.

Wenn man also etwas sieht, das ein anderer hat und das man selbst gerne hätte, kann man seinem Neid entweder Ausdruck verleihen indem man sagt: “Ich will das auch!” oder man sagt: “Schön, dass es sowas gibt und schön für dich, dass du damit glücklich bist.” – Und dann atmet man mal tief durch und überlegt sich, ob man das wirklich will oder ob man es nur will, weil der andere damit glücklich ist und man auch glücklich sein will. Wenn man dann zu dem Schluss kommt, dass man auch glücklich wäre, wenn man das hätte – dann kann man versuchen einen eigenen Weg zu finden es zu erreichen. Oder – wenn es unerreichbar ist (wegen Persönlichkeit, Lebensweg- oder Situation) – etwas anderes/ähnliches zu finden, dass einen ebenso glücklich machen kann.