
Über die Moral – ein Auszug
Diesen Text habe ich vor einiger Zeit verfasst. Er ist Teil eines Buchprojekts an dem ich arbeite und das gerade ruht.
Moral ist etwas das schwer zu begreifen und noch schwerer zu definieren ist. Die meisten Menschen besitzen etwas, das man einen moralischen Kompass nennen kann. Anhand dessen entscheiden wir, was wir für falsch und was für richtig halten.
Das mag bei grundlegenden Fragen bei vielen Menschen gleich sein, z.B. ob es richtig oder falsch ist, ein Kind verhungern zu lassen. Bei spezielleren Fragen spielt uns der moralische Kompass oft Streiche, z.B. wenn es um eine angemessene Bestrafung für eine böse Tat geht. Denn das Problem bei Bestrafung und Moral besteht darin, dass die Tat die bestraft werden soll mit der eigenen Moral bewertet wird. Wenn die eigene Moral, der des Täters wiederspricht, fühlt sich dieser zu Unrecht bestraft. Zumal es bei Moral um wesentlich mehr geht als nur um Bestrafungen.
Moral umfasst auch mehr als das Gesetz, denn viel, was als unmoralisch gilt, wird durch das Gesetz nicht bestraft. Zum Glück. Denn ein Gesetz das jeden Fehler, und das sind unmoralische Handlungen oft, bestraft, hätte eine Gesellschaft zur Folge, die in Angst vor dem Gesetz leben müsste. Wer kann schon von sich selbst behaupten, nie etwas unmoralisches getan zu haben und wenn es nur das Lästern über eine Kollegin oder einen Kollegen war?
Gewissen und Moral sind eng miteinander verknüpft. Wir spüren, wenn wir etwas unmoralisches tun, wenn wir ein schlechtes Gewissen dabei oder danach bekommen. Manchmal ist dieses schlechte Gewissen gerechtfertigt, manchmal nicht. Im schlimmsten Fall wurde es uns von anderen eingeredet, die damit nur ihre eigenen Interessen verfolgen oder uns ihre Moral aufzwingen möchten.
Auch wenn es in unserer Gesellschaft anders aussieht. Moral ist etwas individuelles. Selbst wenn zwei Menschen aus der gleichen Gesellschaft und der gleichen Gesellschaftsschicht eine ähnliche Vorstellung von Moral haben, bedeutet das nicht, dass sie in jeder moralischen Frage ein und der selben Meinung sind. Moral wird entwickelt. Hierzu kann ein Psychologe sicher mehr sagen.
Aber in jedem Fall kommt die Moral aus uns selbst und wir sollten uns nicht darauf verlassen, was andere für moralisch bzw. unmoralisch halten sondern uns stehts selbst Gedanken dazu machen.
Sehr schwer wird dies, wenn man die moralischen Vorstellungen der Familie oder Freunde in Frage stellen muss. Auch dies gehört zu einem verantwortungsvollen Verhalten. Ob man richtig oder falsch handelt, hängt nicht von den Meinungen anderer ab. Man kann später nicht sagen: “Aber alle anderen haben gesagt dass es richtig ist.” Man muss sich selbst immer wieder klar machen, was man tut und ob es richtig ist, bzw. ob man selbst wirklich der Meinung ist, dass es richtig ist oder ob es nur die Meinung von anderen ist. Selbstbetrug fällt leider in dieser Hinsicht relativ leicht. Man kann sich lange Zeit einreden, etwas Richtiges zu tun, besonders dann, wenn sich die Menschen um einen herum das gleiche einreden, es glauben wollen und es sich gegenseitig einreden. Doch manchmal reicht ein ausgesprochener Zweifel, um die Lawine der Erkenntnis zum Rollen zu bringen.
Derjenige, der weiß, dass er falsch handelt ist demjenigen, der glaubt richtig zu handeln und dennoch falsch handelt um einen großen Schritt voraus. Am besten ist es natürlich, richtig zu handeln und zu wissen dass es richtig ist. Was nicht heißt, dass man es nicht trotzdem hinterfragen sollte, denn man kann sich ja nie ganz sicher sein.
Kann man sich überhaupt je sicher sein? Vermutlich nicht, aber es gibt gewisse Merkmale die auf etwas Richtiges bzw. Falsches hinweisen können:
Moralisch richtig:
- Es hilft anderen Menschen/Lebewesen
- Es entspricht den Tatsachen
- Egoistische oder Unmoralische Menschen halten es für schlecht
- Es schadet niemandem
- Es macht langfristig Sinn
- Es ist logisch
- Es fühlt sich währenddessen und hinterher richtig an
- (in unserer heutigen Zeit) Es überrascht die Menschen positiv
- etc.
Moralisch falsch:
- Es schadet anderen Menschen/Lebewesen
- Es ist mit einer Lüge verbunden
- Man möchte es vor anderen verheimlichen
- Es macht Menschen die anders denken zu Feinden
- Es gilt nur für bestimmte Menschen/Lebewesen
- Es zwingt andere gegen ihren eigenen Willen zu handeln
- Es unterbindet eigenständiges Denken oder verbietet Zweifel
- Es ist unlogisch oder verwickelt sich in Wiedersprüche
- etc.
Natürlich gibt es jeweils noch mehr Merkmale. Das Wichtigste ist jedoch dabei das eigene Gefühl. Man sollte sich niemals ein schlechtes Gewissen einreden lassen für etwas, das man selbst für richtig hält. Im Gegenteil, man sollte sehr aufmerksam werden und alle Möglichkeiten abwägen, wenn jemand so etwas wiederholt versucht. Gleichzeitig sollte man sich selbst aber auch nicht für unfehlbar halten. Ja, das ist schwierig und kann anstrengend sein, aber mit etwas Erfahrung kann man Techniken entwickeln die einem die Entscheidungen erleichtern.