Nationalsozialismus, Rassismus und Idiotie

7. August 2020 2 Von Boris Biba

Ich werde hier versuchen zu erklären, warum die Vorstellung von verschiedenen Menschenrassen dumm ist. Warum es dumm ist, sich mit einer “Rasse” zu identifizieren und warum es Rassisten gibt die keine Nazis sind, aber Nazis immer Rassisten sein müssen. Im Zuge dessen werde ich auch auf die “Schuld” der heutigen Deutschen am 2. Weltkrieg eingehen und auf die “Schuld” “weiß” zu sein.

Rassismus

“Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äußerlicher Merkmale – die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen – als “Rasse” kategorisiert und beurteilt werden.”

https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus

Ein Rassist ist also jemand, der an diese Ideologie glaubt und meist die eigene vermeintliche “Rasse” einer anderen “Rasse” von Natur aus überlegen sieht.

Die Rassismustheorie (also, dass es verschiedene Menschenrassen gibt) lässt sich nach dem heutigen Stand der Wissenschaft biologisch nicht rechtfertigen, trotzdem ist Rassismus auf der Welt weit verbreitet.

Dass Menschen es glorreich verkacken, wenn es darum geht, sich selbst mit bestimmten Merkmalen zu identifizieren zeige ich bereits in diesem Beitrag. Um das Thema nochmal in aller Kürze in diesem Kontext aufzugreifen:

Wenn du ein Rassist bist und z.B. glaubst, dass alle Weißen besser sind als alle Schwarzen. Dann bist du ganz schön doof, weil:

1. Du dich und andere nur über deine Hautfarbe identifizierst.

Ok – nicht nur – die Hautfarbe hilft dir nur dich von “den anderen” zu unterscheiden. Und “die anderen” haben ja nicht nur eine andere Hautfarbe, sondern sind auch noch dümmer, schwächer, kränker, unmoralischer oder haben sonst eine andere Eigenschaft, die sie deiner eigenen “Rasse” gegenüber unterlegen macht. Du denkst das ist gut für dich? Dann kuck mal bei 4.

2. Deine Weltanschauung eigentlich in dem Moment zerbrechen muss, in dem jemand der nicht zu deiner “Rasse” gehört jemanden der zu deiner “Rasse” gehört in irgendeiner beliebigen Sache übertrifft.

Ja, ok – deine Weltanschauung zerbricht natürlich dadurch nicht. Dafür hast du ein ausgeklügeltes Abwehr-, Verleugnungs und Selbstschutzsystem entwickelt, das dir sofort eine Begründung liefert, die das Ganze wieder mit deinem Weltbild konform machen. Das tolle an dieser Begründung ist dann meist, dass sie sich auf deinen Rassismus bezieht – deine Weltanschauung begründet sich also mit sich selbst. Also etwa sowas wie:

“Natürlich kann der Schwarze schneller rennen als der Weiße – diese Wilden mussten ja auch Jahrhunderte lang vor wilden Tieren davonlaufen” oder “Ja, der Weiße kann besser Rechnen als der Schwarze – weil die Weißen ja seit Jahrhunderten rechnen mussten, um andere auszubeuten”.

Das nennt man einen Zirkelschluss. In der Philosophie (und auch in anderen Wissenschaften) gilt ein solches Argument übrigens nicht.

3. Wenn deine Hautfarbe alles ist, was dich ausmacht – dann ist das ziemlich armselig und wirklich nichts worauf du stolz sein kannst (zumal du dazu ja auch rein gar nichts geleistet hast). Wenn deine Hautfarbe nicht alles ist, was dich ausmacht – warum ist sie dann überhaupt etwas, worüber du dich definieren musst? (Du hast ja immer noch nichts dazu geleistet, dass du die Hautfarbe hast, die du hast).

4. Übertragen wir 3. auf andere Eigenschaften, die du aufgrund deiner “Rasse” glaubst zu haben, gehen alle Leistungen, die du in deinem Leben erbringst auf deine “Rasse” zurück, nicht auf dich. Also wenn du toll bist, dann bist du nur toll weil du weiß bist (aber dann bist du nicht toll, sondern hattest nur Glück). Irgendwie Doof, oder?

Abgesehen von wissenschaftlichen Gründen ist es für dich selbst auch nicht besonders clever, wenn du an eine Rassenidelogie glaubst.

Rassismus und Nazis

Nazis – also Nationalsozialisten folgen einer Ideologie die Rassismus zwingend voraussetzt. Ein Nazi ist also per Definition ein Rassist.

Umgekehrt muss das nicht der Fall sein – weshalb sich mancher Rassist durchaus rausreden kann, wenn er als Nazi bezeichnet wird. Rassisten müssen nicht blond, groß und blauäugig sein, das wäre nämlich schon eine rassistische (und irreführende) Annahme. Das macht Rassismus oder Nazitum nicht besser, aber je differenzierter man das Thema betrachtet desto leichter fällt die Einordnung.

Was oben für die Rassistin (ja die gibts auch und die sind im ganzen Text auch “mitgemeint”*) gilt, gilt für die Nazistin (äh, ok..) Nationalsozialistin doppelt. Info: Es ist auch keine super tolle Errungenschaft in einem bestimmten Land geboren zu werden. Wo wir gerade beim Thema Geburt sind, ein Schniedel oder eine Vuwu sind auch keine Errungenschaften.

Die Schuldfrage

So, jetzt gibt es Menschen in Deutschland, die sagen, die Deutschen wären Schuld am 2. Weltkrieg. Und die haben recht. Hitlerdeutschland hat die ganze Welt mit einem grausamen und verherrenden Krieg überzogen und trägt dafür die Verantwortung.

Es gibt außerdem Menschen, die sind der Meinung, dass andere der Meinung wären heutige Deutsche tragen ebenso Schuld am 2. Weltkrieg.

Wer wirklich der Meinung ist, heutige Deutsche tragen Schuld am 2. Weltkrieg, der möge sich bitte bei mir melden, dann muss ich den Text hier ändern.

So lange sich keine/r meldet, gehe ich davon aus, dass niemand wirklich davon ausgeht, ein/e Deutsche/r der nach dem Krieg geboren wurde, trägt Schuld am 2. Weltkrieg. ABER: Dass Menschen der Meinung wären, es wäre doch so – ist ein Argument mit dem die modernen Rassist*innen und Nazis versuchen andere auf ihre Seite zu ziehen. Und das funktioniert hauptsächlich über Umdeutung:

Ein/e Politiker/in sagt im Kontext zum 2. Weltkrieg und Nazideutschland etwas wie “wir tragen die Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder passiert” oder “die Deutschen sind verantwortlich für die Folgen des 2. Weltkriegs”. Dann wird das so umgedeutet, als hätte die/der Politiker/in gemeint “DU bist schuld am 2. Weltkrieg – schäm dich!” – Hat sie/er aber nicht. Gemeint ist eigentlich:

“Wir müssen uns an diese Schuld, die unsere Vorfahren tragen, erinnern und verhindern, dass wir uns selbst schuldig machen.”

Oder:

“Wir sind für das was wir tun verantwortlich, also sollten wir vermeiden etwas zu tun wofür wir uns schämen würden/sollten.”

Klingt das vernünftig? – Finde ich schon.

Scham wegen Hautfarben?

Ganz ähnlich ist es bei Leuten, die behaupten andere Leute würden legitimer Weise wiederrum anderen Leuten sagen, sie sollten sich wegen ihrer Hautfarbe schämen.

Gehen wir mal davon aus, es gäbe wirklich Leute, die glauben, eine bestimmte Hautfarbe zu haben wäre allein schon Grund genug um sich zu schämen (welch schrecklicher Gedanke). Und wie oben bereits erwähnt, kann niemand etwas für die Hautfarbe mit der er oder sie geboren wurde. Tja, dann möchten diese fiktiven Leute, dass sich die Leute mit bestimmter Hautfarbe für etwas schämen für das sie nicht mehr können, als dass sie geboren wurden. – Ist natürlich Quatsch und super gemein (und rassistisch).

Auch hier liegt der Verdacht nahe, dass niemand ernsthaft glauben kann, jemand solle sich wegen einer bestimmten Hautfarbe schämen, aber die Welt ist voller Idioten…

Idiotie

Womit wir bei der grundlegenden Eigenschaft der Menschen sind auf die wir alle wirklich Stolz sein können – und als Menschheit im Ganzen – wirklich unübertroffen sind (jedenfalls nach menschlichen Maßstäben). Idiotie! Sie ist grenzenlos! Jeder kann sie anwenden und sie wird größer, je mehr sich darin üben! Sie rechtfertigt fast alles! Naja – eigentlich alles! Sie ist subjektiv und allumfassend!

Idiotie zeichnet sich dadurch aus, dass sie Schaden anrichtet. Bei Menschen, der Umwelt, Tieren und das – wenn sie von Experten begangen wird – auch noch völlig ohne Zweck und Ziel. Idiotie hilft jenen, die sie am besten einsetzen. Gegen andere – gegen sich selbst. Und wenn wir sie perfekt anwenden, bilden wir uns darauf sogar noch etwas ein. Diese Eigenschaft eint und entzweit die Menschheit seit Jahrhunderten und sie wird es noch in Jahrhunderten tun (außer wir erreichen die wahre Meisterschaft und löschen uns durch sie selbst aus).

Rassismus, Nationalsozialismus und andere ähnlich tödliche Ideologien kommen an die perfekte Idiotie sehr nah ran. Vielleicht sollten wir uns mehr Mühe geben – weniger idiotisch zu sein. (Wehe jemand zitiert hier und lässt das nach dem Gedankenstrich weg.)

*Mir ist leider erst an dieser Stelle aufgefallen, dass ich nicht gendergerecht schreibe. Ich bitte um Entschuldigung.