Die letzte Generation – meine Meinung
Die letzte Generation – wer das ist und was sie machen kannst du hier nachlesen: https://www.tagesschau.de/inland/regional/rheinlandpfalz/swr-finanzierung-ziele-hintergruende-das-ist-die-letzte-generation-100.html
Oder hier, wenn du die eigene Darstellung der Gruppe anschauen willst: https://letztegeneration.org/
Was kann man davon halten?
Fangen wir mit dem Namen an – “die letzte Generation” – damit ist gemeint, dass wir die letzte Generation sind, die noch etwas gegen den Klimawandel unternehmen können. Das ist vermutlich richtig. Jedenfalls, wenn man einen Blick auf die Warnungen der Klimaforscher wirft und worauf es hinausläuft, wenn jetzt nicht gehandelt wird. Natürlich können spätere Generationen Schadensbegrenzung versuchen, aber es wird mit jedem Tag und jedem Jahr schwieriger. Hier wäre ein Youtubekanal zu dem Thema, bzw. ein Video, das es ganz gut auf den Punkt bringt: https://www.youtube.com/watch?v=cfr4gZBuUsY.
Die Aktionen
Über die Aktionen der letzten Generation wird viel gestritten und man kann viel darüber streiten. Aber was bringt uns das? Was bringt es, sich nach jedem beschmierten Gemälde (die übrigens immer hinter Schutzglas waren, was viel zu selten erwähnt wird), nach jedem Graffiti oder jedem Stau hinzustellen und zu sagen “ja, der Klimawandel ist schlimm, aber diese Aktion hilft auch nicht.” Nein, vielleicht nicht, aber sie bringt dich dazu, dass du den Klimawandel nicht vergisst. Jede Nachrichtenmeldung bringt uns dazu uns zu erinnern: Ach Mist, da war ja noch was. Deshalb also die niedrigen Wasserpegel in den einen und die extremen Niederschläge in den anderen Orten.
Ok, manche bleiben auch bei dem genannten Satz oben und leben in ihrer Gemütlichkeit weiter. Aber die erreicht man weder mit solchen, noch mit anderen Aktionen – die erreicht man nur anders (kommt unten).
Manche sagen, die Aktionen spalten die Gesellschaft – naja. Wenn die letzte Generation es schafft die Gesellschaft mit Sekundenkleber und Ketchup zu spalten, dann war da vorher schon ein ziemlicher Riss oder?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich von den Aktionen halten soll, manche finde ich sehr seltsam, manche mindestens unklug aber:
Das Verständnis
Ich verstehe es. Ich verstehe den Zorn dieser Menschen und ich verstehe die Verzweiflung. Ich kann mit jedem Herzschlag nachfühlen, wie unendlich ohnmächtig sich die Aktivistinnen und Aktivisten fühlen und dass aus diesem Gefühl heraus der Drang zum Handeln so groß wird, dass man vielleicht auch Quatsch macht. Besser irgendwas tun, als gar nichts tun – das kann ich verstehen.
Ich weiß nicht, ob ich es (so gut) verstehen würde, wenn ich nicht Vater wäre. Aber bei jeder schlechten Meldung zum Klimawandel und zu den zu geringen Maßnahmen, die getroffen werden wächst die Sorge, um die Zukunft meines Kindes. An welchen Tieren kann sie sich noch erfreuen? Welche Dinge, die für mich in der Natur normal waren, werden für sie nicht mehr erlebbar sein? Bei welchen Dingen wird sie sich einschränken müssen, die für mich selbstverständlich waren? Bei welchen Dingen gehöre ich zur letzten Generation, der dieses oder jenes möglich war?
Klar, man schiebt das immer wieder weg und vielleicht sehe ich es auch zu düster. Ich schalte inzwischen häufig die Nachrichten einfach ab, weil ich glaube, ich bin nicht in der Position etwas zu verbessern und was ich da höre, lese oder sehe wird mich einfach nur belasten. Ich steige in manche Gespräche nicht mehr ein und führe manche Diskussionen nicht, die ich früher vielleicht geführt hätte, weil ich persönlich nicht die Energie habe.
Vorschlag
In Bezug auf die letzte Generation – wie wäre es wenn wir die einzelnen Aktionen ein bisschen weniger Diskutieren und dafür viel mehr darüber reden, wie man dafür sorgen könnte, dass diese Aktionen – ja diese ganze Gruppe überflüssig wird?
Wobei, darüber zu reden ist zu wenig. Das ist ja der Punkt. Wir leben in einem System, das sich ändern muss, damit sich jeder Einzelne darin ändern kann. Denn ich halte nichts davon, eine nationale, eine globale Aufgabe auf ein Individuum abzuwälen, nach dem Motto: “Kauf doch einfach Bio, dann wird alles gut.” – Das ist nicht ganz falsch, aber es wird vom System nicht unterstützt. Was passieren muss ist:
Das ökologisch beste Produkt muss das finanziell günstigste werden. (Weil es das auch wäre, würde man die ökologischen und die langfristigen okonomischen Kosten berücksichtigen.)
Der Reichtum, der auf Grundlage unserer Gesellschaftsnormen erworben wird, muss in größerem Maße dazu beitragen diese Geselschaftsnormen zu erhalten und dem Gemeinwohl zu dienen. (Statt einzelne Menschen zu finanziellen Göttern zu machen, die zum Spaß in den Weltraum fliegen und sich über diese Normen hinwegsetzen.)
Uns muss allen bewusst werden, dass es unseren Kindern (oder wenigstens unseren Enkeln) nur besser gehen kann als uns selbst, wenn wir die Maßnahmen akzeptieren und mittragen, die zu den beiden oben genannten Punkten gehören.
Das Ende
Ich gehöre nicht zur letzten Generation… aber irgendwie gehören wir alle dazu, ob wir das einsehen oder nicht. Für mich ist klar – die Welt ändert sich so oder so. Ich hoffe zum Besseren, aber ich glaube es nicht.
PS: Ja es ging hier nicht so wirklich richtig viel um die “letzte Generation” – aber genau das ist das Problem. Es geht nicht um diese eine Gruppe von Aktivisten und Aktivistinnen. Es geht ums Ganze.
Vielen Dank für diesen Artikel. Er spricht mir aus der Seele.