Die Rettung der Lieblingskneipe oder: Eine Idee wie man kleinen Unternehmen jetzt helfen könnte

29. März 2020 0 Von Boris Biba

In diesem Artikel gender ich manchmal – manchmal auch nicht, es dürfen sich immer alle angesprochen fühlen, die jeweiligen Formulierungen sollen niemanden ausschließen 🙂

Seit ein paar Tagen geistert eine Idee durch meinen Kopf die ich gerne teilen würde. Sie ist noch nicht ganz perfekt, aber bei den vielen Leuten da draußen findet sich sicher jemand, der sie noch verbessern kann.

Ich möchte sie hier am Beispiel der Kneipe erklären, sie kann aber sicher auch von anderen (Einzel-)Unternehmern umgesetzt werden, z.B. Physiotherapeuthen, Fitnesstrainern, Musikern, Ladenbesitzern, Friseuren, eben allen die jetzt, um andere Menschen zu schützen, nicht arbeiten können…

Das Problem

Die Kneipe kann gerade nicht öffnen und hat dadurch Umsatzeinbußen. Leider müssen aber bestimmte Kosten wie z.B. Miete, Gehälter und natürlich die Lebenskosten der Betreiber weiter gezahlt werden. Deshalb wäre es gut, wenn irgendwo her finanzielle Unterstützung kommt. Zwar können viele das Hilfsprogramm der Bundesländer in Anspruch nehmen und manche verkaufen bereits Gutscheine oder steigen ins Liefergeschäft ein – aber was, wenn das nicht reicht?

Die Idee: Möglichkeit 1 – das Abo

Viele Online-Künstler nutzen schon lange das System von Patreon (es gibt auch noch andere Plattformen dieser Art) – hier können Nutzer den Lieblingskünstler mit einem kleinen monatlichen Betrag unterstützen und bekommen dafür z.B. früheren Einblick in die Werke oder dürfen an Abstimmungen über zukünftige Projekte teilnehmen.

Das gleiche System könnte man nun für die Lieblingskneipe oder den Personaltrainer anwenden:

Die Kneipenwirtin oder der Kneipenwirt überlegt sich ein Event, ein Projekt, eine Onlinepräsentation, eine Aktion die erst nach Corona stattfindet etc. die er/sie der Kundschaft bieten kann, ohne, dass sie jetzt in den Laden kommen müssen. Und jeder der seine Kneipe unterstützen will, kann das mit einem monatlichen Beitrag machen – je nach “Abo” bekommt man z.B. für 12 Monate jede Woche ein Freigetränk, ein Tagesmenü zum halben Preis oder eine Eintrittskarte für die große Corona-Abschiedsfete in der Zukunft.

So könnte man der Lieblingskneipe erstmal aus der Patsche helfen und bleibt in Kontakt.

Die Idee: Möglichkeit 2 – die stille Teilhabe

Diese Idee ist etwas komplizierter und vielleicht auch nicht gut umsetzbar, ich will sie trotzdem mal teilen, eventuell entwickelt sie ein kluger Mensch weiter 🙂 Manche Kneipenwirte und Wirtinnen (?) können aus irgendwelchen Gründen keine Projekte oder Aktionen bieten, die ein Abo sinnvoll machen. Aber sie könnten etwas anderes tun.

Sie könnten sich überlegen, auf wie viel Prozent von ihrem Gewinn sie eine Zeit lang verzichten könnten (als Bemessungsgrundlage würde ich den Durchschnittsgewinn der letzten 3-4 Monate nehmen). Sagen wir beispielsweise 10 % von einem Durchschnittsgewinn von 1000,- € im Monat (ja das ist vielleicht etwas viel, aber es ist ja nur ein Beispiel). Der Anteil wäre also 100,- €.

Im nächsten Schritt ist die Stammkundschaft gefragt. Sie können sich mit einem einmaligen Betrag an der Kneipe beteiligen (den Maximalbetrag sollte der Wirt/die Wirtin festlegen):

Sagen wir Knut, Eric und Konstanze wollen ihrer Lieblingskneipe auf die Sprünge helfen. Der Kneipenwirt hat den Maximalbetrag pro Person auf 250,- € festgelegt.

Knut hat keine Verdiensteinbußen, weil er sowieso in einem krisensicheren Job arbeitet und will der Kneipe möglichst viel helfen, er zahlt also einmalig 250,- € an die Kneipe.

Eric kann nicht so viel zahlen, er zahlt einmalig 20,- €.

Konstanze hat noch Geld auf der hohen Kante das sie in absehbarer Zeit nicht braucht und zahlt 200,- €.

Zusammen haben sie also 470,- € an die Kneipe gezahlt. Und damit einen Anteil an den 10 % des Gewinns erworben. D.h. sobald die Kneipe wieder öffnet bekommen alle drei im Verhältnis zu ihrem Einsatz einen Betrag ausgezahlt:

Knuts Anteil an der Gesamtunterstützung beträgt 250 : 470 = 0,53… also ca. 53 %.

Erics Anteil ist 20 : 470 = 0,042… also ca. 4 %

Konstanzes Anteil beträgt 200 : 470 = 0,425 also ca. 43 %

Von den 10 % (bzw. 100 €) die der Kneipenwirt im Monat abgeben kann erhalten die drei also: Knut – 53,- €; Eric – 4,- € und Konstanze 43,- € im Monat.

Aber NUR solange bis die Summe der Unterstützung abgezahlt ist. Es gibt keine Zinsen und das Ganze soll ja auch nicht dazu dienen, dass die drei eine dauerhafte Gewinnbeteiligung bekommen. Im Grunde ist es ein sehr transparenter, zinsfreier Privatkredit.

Grundsätzliches an der Idee

Es geht hier darum, das Lieblingsgeschäft zu erhalten und dem Betreiber durch eine schwere Zeit zu helfen. Es geht nicht darum irgendwelche Ansprüche zu erhalten oder gar ein Mitspracherecht. Wie jemand diese Idee umsetzt oder abändert bleibt natürlich demjenigen überlassen. Ich schlage aber vor, dass eines von Anfang an klar gestellt wird:

Beide Varianten basieren auf Vertrauen. Aus keiner ergeben sich irgendwelche Rechtsansprüche für die Unterstützer. Sollte nämlich das Geld am Ende nicht reichen und die Kneipe muss doch schließen oder das geplante Event kann nicht umgesetzt werden soll der Betreiber am Ende nicht einen Haufen Gläubiger haben, die das Geld von ihm zurück fordern. Reicht das Geld nicht, dann ist es halt weg – Punkt aus.