Kinos in der Krise?

8. Oktober 2020 1 Von Boris Biba

Kinobetreiber haben zur Zeit schwere Umsatzeinbußen aufgrund mangelder Besucher – wegen Corona. Das verleitet die Filmindustrie dazu, ihre bereits fertigen Werke zu verschieben, um zu verhindern, dass sie weniger Einnahmen bekommen, als es eigentlich möglich wäre. Weniger Besucher führen also zu weniger Einnahmen, weniger Einnahmen führen dazu, dass die Filme verschoben werden, verschobene Filme führen zu weniger Einnahmen für die Kinos. Ob und wie viele Kinos diese Situation aushalten ist die große Frage. Eine Lösung zeichnet sich nicht ab, jedenfalls keine, welche die Kinos beteiligen bzw. erhalten würde.

Was also tun? Naja, das ist wieder so eine Idee aus der Rubrik “was wäre wenn?”

Meine Frau und ich haben uns überlegt, was würden wir tun, wenn wir Kinobetreiber wären?

Natürlich ist es schwierig für ein einzelnes Kino eine Lösung zu finden. Man muss mit Filmverleihern sprechen, mit dem Verband der Kinobetreiber und vielleicht sogar Filmproduzenten und Studios mit einbeziehen.

Die Idee

Wenn Streaming schon nicht vermeidbar ist, weil wegen der Pandemie einfach nicht genug Menschen in die Kinosääle können, dann wäre doch eine Lösung gut, die es ermöglicht, dass auch nach der Pandemie Kinos existieren. Also die Kinos am Streaming beteiligt werden.

Das könnte so aussehen: Es wird eine neue Streamingplattform ins Leben gerufen, “Kino-Stream.com” (z.B. die URL ist fiktiv). Man kann bei dem Kino der eigenen Wahl (im Idealfall dem örtlichen Kino) eine Kinokarte für einen Film kaufen, der gerade läuft. Auf der Karte ist ein Code mit dem man sich auf der Streamingplattform einloggen und dort den gewünschten Film im Livestream ankucken kann.

Auf diese Weise wäre Folgendes gegeben: Die Kinos würden am Umsatz beteiligt und könnten ihre Verluste während der Pandemie ausgleichen. Die Filmproduzenten und Verleiher müssten die Filme nicht zurückstellen, denn es gäbe keine Besucherbegrenzung mehr für die Filme. Zudem sind ja sowieso gerade viele Menschen mehr zuhause und hätten vielleicht Interesse an einem solchen Angebot.

Die Kinokarten müssten etwas teurer sein als gewohnt, denn die Kinos müssten ja auch den Umsatz aus dem Getränke und Popcorn*verkauf ausgleichen. Mitarbeiter der Kinos könnten z.B. ein bis zwei Stunden vor dem Filmstart telefonisch zur Verfügung stehen um den Menschen zu helfen sich einzuloggen, die sich mit Internet und Streaming nicht so gut auskennen.

(*Popcorn steht hier stellvertretend für alle Arten von Kinoleckereien)

Voraussetzung für die Idee wäre natürlich, dass sich die Kinos zusammenschließen und einen Streamingdienst gemeinsam betreiben. Es müsste außerdem ein neuer und extra für diesen Zweck geschaffener Streamingdienst sein. Eine bloße Kooperation mit z.B. Netflix würde letztlich dazu führen, dass die Kinos und Filmverleiher in Abhängigkeit gerieten. Das würde den Kinos nicht helfen sondern lediglich dem jeweiligen Streamingdienst nützen.

Der Dienst könnte nach der Krise entweder eingestellt werden oder weiter für ausgewählte Filme zu Verfügung stehen um das Kinoprogramm zu ergänzen, statt es zu übervorteilen.

Ein großer Vorteil eines eigenen Streamingdienstes wäre außerdem, dass man ihn zusätzlich gleich nachhaltig konzipieren könnte. Lokale Kinos könnten unterstützt werden und regionale Arbeitsplätze würden geschützt. Eine klare WIN-WIN-Chance.

(Dieser Text und die Idee wurde an den HDF und den VDF mit dem Angebot der Umsetzungsunterstützung geschickt.)